Grüß Gott in Taxöldern

Pfahl und Hirschberg-Aussichtsturm

von Armin Wild

Der Pfahl ist eine weltweit einmalige, höchst merkwürdige erdgeschichtliche Erscheinung. Es handelt sich um eine quarzgefüllte Erdspalte, die sich geradlinig von Linz in Österreich bis Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz erstreckt. Nördlich von Taxöldern führt der Pfahl vorbei und bildet den Hirschberg (556m über NN, höchster Punkt: 571 über NN) und Eicherlberg (542 ü NN).

Der Pfahl entstand vor 300 bis 500 Millionen Jahren. Damals kam es zu gewaltigen Erdbeben und Verschiebungen in der Erdkruste. In die sich auftuende Erdspalte ergoss sich flüssiges Siliziumdioxid und kristallisierte aus. Das entstandene Quarzgestein ist sehr hart und widerstand der Jahrmillionen dauernden Verwitterung, so dass heute noch am Eicherlberg und Hirschberg einige Quarzstotzen herausragen. Jedoch ist der Pfahlquarz in der Taxölderner Gegend stark mit anderen Mineralien, vor allem Eisenoxiden, stark "verunreinigt", so dass er nur in bräunlich-rötlichen Farbtönen vorkommt.

Der reine Quarz, der auch als wichtiger Glasgrundstoff Verwendung im Bayerischen Wald fand, ist hingegen reinweiß. Auch ist unser Pfahlquarz nicht besonders hart, da er durch starken Seitendruck und Einschluss von Wasser "mylonitisierte". Der Pfahlquarz bei uns ist also streng genommen ein "Mylonit". Dieses Mylonit-Gestein verwittert grusig-porös. Deshalb wurde es lange Zeit als vorzüglich abbaubares und wieder verdichtbares Wegbaumaterial für Feld- und Forstwege verwendet. Bis in die 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts gab es Dutzende kleinerer Abbaustellen am Hirschberg und Eicherlberg, wo Landwirte und Gemeinden ihr Material zur Ausbesserung von Schlaglöchern holten.
Bis in die 30er Jahre wurden sogar größere Mengen abgebaut, so dass man den Pfahl aus Sorge vor einer großflächigen, industriellen Schotter- oder Steinnutzung bereits 1939 ins sog. Reichsnaturschutzbuch eintragen ließ. Ein rund 180 Hektar großes Gebiet zwischen Taxöldern und Fuhrn wurde so aus landeskundlich-geologischen Gründen unter Naturschutz gestellt. Damit ist das Naturschutzgebiet "Hirschberg/Pfahl" auch das älteste Naturschutzgebiet im Landkreis Schwandorf.

Da die erdgeschichtliche Rarität des Pfahls nördlich von Taxöldern das letzte Mal deutlich über die Erdoberfläche hinausragt und gleichzeitig nach Süden das Gelände stetig in die langgezogene Bodenwöhrer Senke zwischen Roding und Schwandorf abfällt, nutzten Forstleute die markante Erhebung früh als "Feuerwachpunkt" und errichteten dort kleinere Holzaussichtstürme, auf denen auch Taxölderner ihren Feuerwachdienst verrichten mussten. Die Feuerwache am Turm gab es noch nach dem 2. Weltkrieg. Damals bestand sogar eine Feldtelefonleitung vom Wachturm zur Forstdienststelle in Taxöldern. Zu Waldbränden in den trockenen Kiefernwäldern entlang der Bahnlinie Schwandorf-Bodenwöhr kam es durch Funkenflug fast jeden Sommer, wie eine der letzten noch lebenden Feuermelderinnen, Frieda Nickerl, geb. Hauser, noch zu berichten weiß. Sie erzählt auch, dass der "langweilige" Feuerwachdienst, den sie gemeinsam mit Dora Schießl verrichtete, nicht gerade ihre Sache war. Und bei dem stundenlangen Warten konnte es auch schon einmal passieren, dass just in dem Augenblick, in dem in der Bodenwöhrer Senke ein paar Rauchwolken aufstiegen, die geschwundene Aufmerksamkeit eine rechtzeitige Meldung vereitelte.

1973 wurde schließlich von der Firma Hasl aus Blechhammer unter der Trägerschaft des Naturparkes Oberpfälzer Wald, Teilgebiet Neunburg v. W., ein neuer Aussichtsturm im Naturschutzgebiet Hirschberg Pfahl errichtet. Mit einem Kostenaufwand von rd. 110.000 DM ließ man einen 26,5 Meter hohen Holzturm in Skelettbauweise nach dem Vorbild eines Feuerwachturmes in Herongen (Saarland) errichten. Freilich stand fortan die touristische Nutzung im Vordergrund, da die Feuerüberwachung vom Boden aus durch die Luftüberwachung abgelöst wurde. In den letzten 30 Jahren sind allerdings die Wälder längs des Pfahls trotz des grusig-steinigen Untergrundes so gut gewachsen, dass man von den Pfahlfelsen, auf die man früher von Süden her einen guten Blick hatte, heute nichts mehr sehen kann.

Zwischenzeitlich ist die Strecke von Taxöldern zum "Turm", wie ihn die Taxölderner kurz gesagt nennen, und wieder zurück zu einer beliebten Wanderstrecke für Einheimische oder Besucher geworden. Viele Feriengäste nutzen die Gelegenheit, nach dem Mittagessen im Gasthof Hartl einen Spaziergang zum Hirschberg zu machen, um so einen schönen Rundblick zu genießen. Vom Turm aus kann man bei guter Fernsicht im Süden bis in den Vorderen Bayerischen Wald, im Westen bis nach Amberg und den Oberpfälzer Jura, im Norden und Nordosten bis in den Oberpfälzer Wald blicken. Leider versperrt die mit 571 m höchste Erhebung am Pfahl, die zwischen Hirschberg (556m) und dem Eicherlberg (542m) liegt, den Blick in den Bayerischen Wald im Osten. Der Hirschberg und die Wälder beim Taxölderner Friedhof laden zum Spazieren gehen ein. Liebespaare, Rentner, Mütter und junge Familien mit Kindern, Jugendliche, die im Schatten der großen Waldbäume ihre erste Zigarette heimlich rauchen, ja, nahezu jeder Taxölderner spazierte bereits durch diese Wälder westlich des Dorfes. Viele Kinder sind schon im Kinderwagen durch den Wald am Brand und Johannesschlag geschoben worden. Eine beliebte Runde für Spaziergänger, Radfahrer und Jogger führt vom Friedhof weiter über den Brand und über den Fischweg und Schwandner Weg wieder zurück zum Dorf. Hier lässt es sich so herrlich ratschen und frische Luft tanken.

Hoffentlich werden die Taxölderner und vor allem unsere Urlaubsgäste diese Tradition behutsamen Umganges mit der Natur, ohne Müll wegzuwerfen, mit angeleinten Hunden und ohne das Verbot der Durchfahrt zu missachten, noch lange aufrecht erhalten.



Der Pfahl

In weißer Zauberstunde
Erstarrt im Sternenschein,
Gleißt überm Tannengrunde
Der weiße Stein.

In übermoosten Tiefen
Drängt aus dem Felsenschacht,
Als wenn ihn Sterne riefen -
Der Quarz mit aller Macht.

Er dringt durch Felsenwände,
von Inbrunst ganz erfüllt,
Daß sich in ihm vollende
Das Sternenbild.

In seligem Erinnern
An das bestirnte All
wächst tief im Felseninnern
Der Quarzkristall

Siegfried von Vegesack,
Dichter aus dem Bayer. Wald




Bild: Archiv Harald Seidl